Die Obere und die Untere Sprachinsel
Zur oberen Sprachinsel gehörten die Dörfer Hobitschau, Kutscherau, Lissowitz, Rosternitz, Swonowitz und Thereschau, die unweit von Wischau in südlicher Richtung lagen. Die Dörfer der unteren Sprachinsel waren Gundrum und Tschechen, die unmittelbar neben Raußnitz lagen.
Obwohl die Entfernung der Dörfer gering war, unterschieden sie sich grundlegend in ihren geographischen Verhältnissen. Die obere Sprachinsel lag ungefähr 30 bis 50 Meter höher. Der Windberg als der höchste Punkt lag 395 Meter über dem Meeresspiegel, die tiefste Stelle 255 Meter.
Dagegen hatte der höchste Punkt der unteren Sprachinsel eine Höhe von 341 Metern, die tiefste Stelle 231 Meter. Getrennt wurden sie durch eine Wasserscheide. Der Raußnitzbach entwässerte den südwestlichen Teil und ergoss sich später in die Thaya. Dagegen floss der Kutscherauer Bach durch die Hanna und weiter zu den Zuflüssen der March.
Das Ortsbild der oberen Dörfer wurde geprägt vom Dorfbach, der eine natürliche Achse der Dörfer, zumeist Angerdörfer, bildete. Die beiden Dörfer der unteren Sprachinsel waren als Straßendörfer angelegt.
Zur Zeit der Kolonialisierung im 11. bis 13. Jahrhundert gehörte das ganze Gebiet verschiedenen Klöstern und Ordensgemeinschaften. Das deutsche Sprachgebiet um Wischau umfasste damals etwa 60 Ortschaften. Der Grund für das Auseinanderfallen dieses Gebietes waren Kriege.
Gundrum und Tschechen lagen an der Bahnlinie Brünn – Olmütz, schon im Einzugsgebiet der Stadt. Die Bevölkerung nahm städtische Lebensgewohnheiten an. In Gundrum waren größere Handwerksbetriebe (Schreinereien) ansässig, die gute Verdienstmöglichkeiten boten. Der bäuerliche Charakter der beiden Gemeinden schwand mehr und mehr.
In der unteren Sprachinsel wurde die Tracht bereits in den 1920er Jahren abgelegt und auch im Alltagsleben durch städtische („herrische“) Kleidung ersetzt.
Nur noch an Festtagen und bei Umzügen zeigten sich die Mädchen und Frauen in ihrer malerischen Tracht, die in ihren Attributen mehr der Gegend um Brünn (der Brünner Sprachinsel) zuzuordnen ist.
Neben den geographischen waren auch kulturelle Unterschiede zu erkennen, zu denen die besondere Tracht zu den auffälligsten gehörte.
Die Bewohner der überwiegend bäuerlich geprägten oberen Sprachinsel trugen bis 1946 ausschließlich die traditionelle Tracht. „Von der Wiege bis zur Bahre“ war die Tracht die ausschließliche Bekleidung der Bewohner.
Die Tracht und die bewusst gesprochene Mundart band die Menschen fest in die Gemeinschaft und stärkte das Gefühl der Zusammengehörigkeit.
In beiden Teilen der Sprachinsel hielten die Bewohner am überlieferten Brauchtum ihrer Ahnen fest.
Quellen:
- „Heimatbuch über die Wischauer Sprachinsel“
- „Bilder aus der Wischauer Sprachinsel“
- Hannes Kriwy: Geschichte und Geschichten aus der Wischauer Sprachinsel
- Lenka Brazdilova: „Ethnographie der Wischauer Sprachinsel“