Das alte Bauernhaus der Wischauer Sprachinsel
Den Besucher der Sprachinsel hat vor allem der besondere Baustil und die Reinlichkeit der Häuser angenehm berührt. Es wird aber auch öfters im Jahr „gekladert“, d.h. ausgebessert und getüncht. Wenn man die Häuserreihe entlang ging, sieht man hohe, neue Bauten und dazwischen noch echte, alte Bauernhäuser. Vor diesen lag ein kleiner Vorgarten, das „Gossengatl“, der mit Blumen und Gemüse bepflanzt war. Die blühenden Blumenstöcke in den Fenstern geben den Häusern ein besonders freundliches Ansehen.
An den alten Bauernhäusern fiel vor allem der „Sölder“ auf, ein kapellartiger Vorbau, dessen Vorbau hübsch überwölbt ist. Durch ein niedriges Türchen trat man ein. Beiderseits ist ein kleines Fenster angebracht, durch welches man die Dorfstraße hinauf und hinunter schauen konnte.
Die Haustür führt ins Vorhaus „Haus“ genannt, in welchem die bunt bemalten Truhen für Kleider und Wäsche stehen, meist ist dort auch eine „Almer“, ein Schrank ohne Tür für das Küchengeschirr. Im Vorhaus ist die Küche eingebaut. Sie ist sehr klein und ziemlich dunkel, da sie nur ein Fensterchen hat. Weil es hier an Raum mangelt, wird das Geschirr zumeist in der Hinterkammer oder in der „Almer“ aufbewahrt.
Neben der Küche liegt die geräumige Wohnstube. Unmittelbar bei der Tür ist der große, grüne Kachelofen und daneben der Backofen. Beide werden von der Küche aus geheizt. Im Winter schläft man gerne auf dem Backofen. Rings um die Wände stehen blau gestrichene Bänke, um den Kachelofen herum ist die Ofenbank, das gemütliche Plätzchen, wenn es draußen friert und schneit. In der Ecke an der Gassenwand steht der schwere Eichentisch. Darüber hängen an der Wand Heiligenbilder. In der „Winkelalmer“, einem schmalen Zimmerkasten in der Zimmerecke, verwahrt der Hausvater alle Schriften, Wertsachen und Geld.
In der dritten Ecke steht das Bett. Viele bunt überzogene Polster sind darauf aufgetürmt. Auch das Bett ist wie die „Almer“ und die Truhen mit besonderer Malerei verziert. Aus der Stube führt eine Tür in die anliegende Stubenkammer, die als Schlafraum benützt wird.
Im Vorhaus ist noch die Bodenstiege, Kammerstiege genannt, denn sie führt „auf die Kammer“. Über der Hinterkammer, dem Vorhause und dem „Sölder“ wurde aus Brettern ein Raum geschaffen, der als Vorratskammer und Schüttboden dient. Diese Bretter sind außen mit einer dicken Lehmschicht überschmiert, damit bei einem Brand Rauch und Flammen nicht so leicht eindringen können.
Neben der Bodenstiege führt eine Tür in die Hinterkammer. Dort steht gewöhnlich die große Mehltruhe. Diese Kammer ist sehr kühl und dient als Sommer-Wohn- und Schlafraum. Durch die Hoftüre gelangt man in den Hof mit den Ställen und der Futterkammer. Der Dünger hat seinen Platz vor den Ställen. Am anderen Ende des Hofes ist der Hausbrunnen. Durch die Toreinfahrt, von der Wohnung des Bauern getrennt, ist das Ausgedingestübel. Diese Wohnung besteht nur aus dem Vorraum, der zugleich Küche ist und aus einer Stube, eng und klein. Der Hof ist nach rückwärts durch den Geräteschuppen, die „Hüttn“ und eine Mauer, durch die ein Türl in den Obstgarten führt, abgeschlossen. Der Keller ist entweder im Garten oder auch unter der Scheune. Diese grenzt den Garten nach rückwärts ab.
Therese Legner, ehemals Rosternitz 49