Eine Dorfstraße als kleine Lebensader
Unmittelbar nach der Brücke über den Krebsbach im Unterdorf führte eine Abzweigung in die Nachbarortschaft Podbreschitz. Auf der Hauptstraße ging es vorbei an der Schreinerei Piffl J. und weiter südwärts nach Drasowitz (Dražovice). Gegenüber dieser "Tischlerei" neben der Straße lag ein größerer Weiher, den es heute nicht mehr gibt, der im Winter bei strenger Kälte zugefroren war. Auf diesem Eis verbrachten Kinder und Jugendliche frohe Stunden. Die Buben waren oft am Nachmittag mit dem ''Rutschen auf der glatten Eisfläche beschäftigt und rutschten um die Wette, wer wohl am weitesten kommt.
Besaß einer Schlittschuhe, die an den Schuhsohlen angeschraubt werden mussten, so ging dieser anfangs sehr wackelig voran, bis dann das Gehen und später das Laufen flott von dannen ging. Oft kam es vor, dass einer nur mit einem Schlittschuh übte und sich fortbewegte, ehe er dann mit beiden Schlittschuhen ging oder lief. Waren mehr als 6 oder 7 Buben auf dem Eisplatz, so spielten sie Eishockey, egal ob mit oder ohne Schlittschuhe. Als Puck nahmen wir einfach ein Holzklötzchen, das uns im Notfall der Schreiner Piffl gab und den Eishockeyschläger schnitten wir uns aus dem Geäst der Kopfweiden, die am Rande des Weihers üppig wuchsen. So hatten wir Spaß beim Spiel auf dem Eis. Die Mädchen kamen mit den Schlitten, spielten und rutschten auf der anderen Eishälfte. Gegen Abend, wenn dann plötzlich der Gemeindediener Herr Schallud (genannt Schtatz) zum Transformator kam, mit einem größeren Schlüssel ein Türchen öffnete, den Schalter drehte und damit die Straßenbeleuchtung im Dorf einschaltete, verließen die Kinder sehr bald den Eislaufplatz und eilten heim. So verliefen viele Nachmittage auf dem Eis, wo Freude, Spiel und Spaß herrschten, aber leider auch manchmal Tränen vergossen wurden.
Jedoch eines Tages war es vorbei mit Jubel, Trubel, Heiterkeit der Jugend auf dem Eis, weil mehrere Männer, ausgerüstet mit Beil und Haken auf dem Dorfweiher mit dem "Eisen" begannen. Warm angezogen, die Stiefel mit einem alten Sack umwickelt, damit sie auf dem Eis nicht ausrutschten, so fing das Hacken auf dem Eis an. Große, schöne, ca. 10-15 cm dicke Eisschollen wurden mit einem langen Haken aus dem Wasser gezogen und auf einen bereitstehenden Wagen geladen. Der Wirt hatte dies alles gut organisiert, für den die 10-15 Männer "eisten", um im Sommer eine kühle Halbe zu genießen. Einige Tage dauerte diese Arbeit, unterbrochen mit einer guten "Jause" und einem scharfen Trunk.
Bemerkenswert waren in Gundrum die Eiskeller. Einer war unter dem Vorplatz der Gastwirtschaft, in dem aber im Sommer das gelagerte Eis rasch schmolz. Ein anderer Eiskeller war im Anwesen Haus Nr. 15 fast gegenüber der Gastwirtschaft beim "Milach Kaarl" - Hausname - deshalb, weil dort in den 20er Jahren die Milchsammelstelle war. Waren die Eiskeller voll, war die Arbeit der "Eismänner" und der Rossfuhrwerke getan. Auf dem Wasser im Dorfweiher schwammen kleine und größere Eisschollen, auf denen sich mutige Burschen fortbewegten und daran Spaß fanden, auch wenn sie vielleicht mal nasse Füsse bekamen. Blieb die Kälte noch weitere Tage, gefror das Wasser abermals, jedoch ein Rutschen auf dem unebenen holperigen Eis war nicht mehr möglich. So endeten die Winterfreuden der Kinder und Jugendlichen auf dem Eis im Unterdorf in Gundrum, aber auch die Arbeit der starken "Eismänner".
(Martin Ribnitzky, früher Gundrum)