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Frauenarbeit

In der Wischauer Sprachinsel war es üblich, daß sich Männer und Frauen die harten und schweren landwirtschaftlichen Arbeiten teilten.

 

Im Frühjahr und Herbst wurden die Häuser, Stallungen, Gerätehütten und Scheunen von den Frauen gesäubert und undichte, sowie reparaturbedürftige Stellen wurden in Ordnung gebracht. Im Anschluss daran wurde geweißnet, die Sockel abgewaschen oder gestrichen. Auch die Fassaden, die oft aus Stukkateurputz waren, mussten immer wieder erneuert werden. Diese von den Frauen vorgenommenen Reinigungs- und Verschönerungsarbeiten an den Bauernhäusern, aber auch an den Häusern der Häusler, waren der Grund für das schöne Dorfbild, das von Fremden immer wieder bewundert wurde.

Mit Stallarbeiten waren die Frauen hauptsächlich im Kuh- und Schweinstell beschäftigt. Daneben waren Arbeiten bei der Hühner- und Geflügelhaltung zu erledigen. Beim Aufladen des Stalldüngers, oft 40-60 Fuhren, standen die Frauen in der Mistgrube und verrichteten Schwerstarbeit. Auf dem Acker wurde dann der Stalldünger gut verteilt (Mist verzetteln).

 

Schwere Arbeit wurde den Frauen auch abverlangt beim Anbau der Felder, bei Kleearbeiten, beim Wiesennähen und bei den Erntearbeiten, insbesondere bei der Rübenernte.

Frauenarbeit
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Nicht vergessen aber sind die Bauern- und Taglöhnerfrauen. Oft waren kleine Kinder im Hause, aber die Bäuerinnen, manchmal auch die Taglöhnerinnen, gingen morgens so gegen 6.30 bis 7.00 Uhr bereits auf das Feld. Oft musste eine halbe Stunde gegangen werden. Im 9.30 Uhr ging es dann wieder zurück, da das Mittagessen für die ganze Familie zubereitet werden musste.

 

Um 12.00 Uhr wurde die Mittagsmahlzeit gemeinsam gegessen. Während der Essenszubereitung  wurden von der Bäuerin meist noch andere notwendige häusliche Arbeiten verrichtet. So gegen 13.00 bis 13.30 Uhr ging es wieder auf das Feld, wo oft bis Sonnenuntergang gearbeitet wurde. So ging es manchmal mehr, manchmal etwas weniger lang, vom Frühlingsanbau bis zum Spätherbst, man kann sagen Mitte bis Ende November.

Die Beaufsichtigung der Kinder übernahmen die größeren Schwestern oder andere Mädchen aus dem Dorf ab zehn Jahren. Die Kindermädchen hatten freie Kost und bekamen auch etwas Geld. Auch die Großmütter, soweit sie nicht beim Sohn oder der Tochter im Hause oder auf den Feldern mithalfen, betreuten die Kinder.

 

Bekannt waren die Frauen der Wischauer Sprachinsel als gute Köchinnen. Bei Hochzeiten und bei anderen Feierlichkeiten stellten sie dies immer wieder unter Beweis.

 

Dazu muß ich noch erwähnen, daß junge Bauernehepaare schon vor ihrer Hochzeit den Bauernhof mit ihren, von ihren Eltern als Erbe erhaltenen Feldern überschrieben bekamen. Somit waren sie bereits Besitzer vor ihrer Hochzeit. Sie mussten aber alle Verpflichtungen mit übernehmen, so zum Beispiel Ausgedinge, Auszahlung der übrigen Geschwister und eventuelle Auszahlung von Geld an Eltern oder Schwiegereltern. Selbstverständlich war beim Erwerb des Bauernhofes das tote und lebende Inventar mit dabei.

 

Nicht so hart aber umso schöner waren für Männer und Frauen die Arbeiten, die im Winter zu verrichten waren. Da wurden größenteils nur häusliche Arbeiten und Stallarbeiten erledigt.

 

An den Nachmittagen im Winter saßen die Frauen und Dienstmägde in der warmen Stube und ergänzten oder reparierten die Trachtenbekleidungen. Es wurde genäht und gestickt, aber auch die Unterhaltung kam nicht zu kurz. Das Leben der Frauen auf dem Land war hart und abwechslungsreich, hatte aber auch, wenn man es gewöhnt war, seine schönen Seiten. Arbeitslos wurde da niemand. Durch den Fleiß und das gute Hauswirtschaften der Frauen waren wir wirtschaftlich meist recht gut gestellt.

 

(Anton Schickl)