Festtagstracht der Frauen
Auf diesem Foto sehen Sie die Hochfesttagstracht der verheirateten Frau, wie sie bis zur Vertreibung getragen wurde.
Kennzeichnend dafür ist die weiße, gestärkte Haube ("Haupntiachl"), mit den rückwärts herunterhängenden, weißen, breiten und bestickten Bändern. Die bestickte Unterhaube mit Holzwied ("Bied") wird mit eingeflochtenen Bändern befestigt und gibt dem gesamten Kopfputz den entsprechenden Halt. Den Abschluss bilden die roten, ebenfalls bestickten Rheinischbänder, die über die weißen Bänder fallen.
Das über die Schulter gelegte "Brautentuch" hat eine Länge von 2,25 m und ist an der Längsseite sechsmal gefaltet, damit ein schöner Fall gewährleistet wird. Die rote Stickerei an den Längsseiten ist rechts und links an einer Borte angebracht. Den Abschluss der beiden Schmalseiten bilden religiöse Monogramme und aus dem Stoff gezogene Fransen.
Das auffallendste Merkmal ist die Halskrause "Tatzl" oder "Kresl" genannt, das durch alle Lebensstufen hindurch und bei allen Gelegenheiten getragen wurde. Man hat herausgefunden, daß diese Halskrausen erst aus der um 1820 herrschenden Mode in die Volkstrachten in Mähren übernommen wurden. Die Form unserer Sprachinseldörfer blieb dabei einmalig; sie erinnert an die damals modische Form der Maria-Stuart-Zeit. Die Tatzl sind für die festliche Tracht reich mit Weißarbeit verziert, sehr steif gestärkt und gekulmt.
Sie werden an das "Miaderl", einer kurzen Bluse aus pöllerischer Leinwand (bläulich gestärktes Leinen) - mit Stickereien am Ärmel und an den Schultern - angenäht. Das rote Seidenmieder ("Jankerl" oder "Fritka") ist mit einem blauen Band an beiden Vorderseiten und am Halsausschnitt versehen. Die "roten Haklbandln" und eine Knopfreihe als Schmuck dienen als Verschluß am Jankerl.
Der schwarze, steife Oberrock ( "da glitzad Schuaz"), wird über drei bis vier steif gestärkten und ebenfalls gefältelten Unterröcken getragen.
Bei den Unterröcken wurden "Bankerl" genäht, damit die Hüften der Trägerin gut zur Geltung kammen. Unter dem Oberrock sollte der ""pöllerische Schuaz" (der oberste der weißen Unterröcke) etwas hervorblitzen. Diese Rock-Kombination ist nicht zum Sitzen geeignet.
Die Schürze (Fürsteck), ebenfalls aus pöllerischer Leinwand, hat an der Taille eine reich bestickte "Riech", am Saum eine rote Borte und als Abschluß eine schöne Spitze. Als Schürzenbänder wurden Moiree oder Rheinischbänder bestickt bzw. als einfachere Art wurden bedruckte Bänder verwendet.
Die orangefarbenen, dünnen Wollstrümpfe gelten für alle Altersstufen und sind kennzeichnend für unsere Tracht. Die weiß oder grün bestickten Leder- oder Leder-Samtschuhe ("Rahml-Schuach") sind handarbeitliche Originale vom jeweiligen Dorfschuster. Diese Schuhen werden mit Maschen aus blauem Rheinischband gebunden.
Das Taschentuch aus dem Jahre 1935 ist das Brautgeschenk meiner Mutter an meinen Vater zu ihrer Hochzeit. Es dient bis heute als schmückendes Beiwerk. Alle bestickten Teile der Frauentracht waren Handarbeiten der Trägerinnen; ebenso wurden die Röcke von Hand gefältelt.
(Rosina Reim)
Festtagstracht des Mannes
Das Beinkleid des Mannes besteht aus einer schwarzen Tuchhose.
Auf dem weißen Hemd ("Foit") aus pöllerischer Leinwand mit blau-gestickter Ärmelleiste trägt er einen bunt gestickten Hosenträger und darauf eine geblümte Samtweste ("Brustfleck"), die vorne mit zwei Reihen Messingknöpfen geschlossen wird.
Der Hosenträger sollte am Vorderteil knapp aus der Samtweste hervorschauen und an den Armausschnitten sichtbar sein.
Ein orange-gemustertes Tuch ("würmalets Tiachl") wird um den Hemdenkragen wie eine Krawatte angelegt.
Auf dem dunkelgrünen Plüschhut mit hellerem grünen Band ist ein buntes Blumensträusel mit Flitter angebracht, welches zu Hochzeiten und festlichen Anlässen zum Tragen kommt.
(Rosina Reim)