Josef Legner
Nachruf Josef Legner (*1931 + 2021)
„Gouds noumɘ“ Josef
Am 16. Juni 2021 starb Josef Legner, langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der Gemeinschaft Wischauer Sprachinsel e.V. im Alter von 90 Jahren.
Josef Legner wurde 1931 in der Sprachinsel geboren und hat dort eine unbeschwerte und glückliche Jugend verbracht. Bei der Vertreibung war er ein junger Mann, der den Verlust der alten Heimat und den schweren Neuanfang schon bewusst miterlebt hat.
Nachdem viele Sprachinsler in Aalen und Umgebung angesiedelt wurden, haben sie auch bald schon begonnen, die Kontakte untereinander wieder aufleben zu lassen. Josef Legner gehörte zu den Männern der ersten Stunde, denn er war schon seit 1951 mit dabei. Er erzählte immer wieder gerne, welche Tätigkeiten er in den ersten 20 Jahren alles ausübte: er wurde als Kurier, Adressensammler, Flugblattverteiler und Unterkassier bei den Heimattreffen eingesetzt, er verteilte Einladungen und war immer vor Ort, wenn es darum ging, seinen Vater oder die Wischauer zu unterstützen.
Im Jahre 1971 wurde er von dem damaligen Vorsitzenden Rudolf Butschek in den Beirat berufen. Diesen Posten füllte er stets besonnen und mit viel Freude aus. Nach dem plötzlichen Tod von Rudolf Buschek im Jahre 1975 übernahm Leopold Kutscherauer den Vorsitz, Josef Legner wurde sein Stellvertreter. Im Jahre 1989 wurde die Arbeitsgemeinschaft Wischauer Sprachinsel gegründet - Josef Legner war eines der Gründungsmitglieder. In dieser Zeit wurden unter anderem die drei Heimatbücher und die Mundartkassette erstellt – Josef Legner ware auch hier maßgeblich beteiligt.
Im Jahre 1994 legte Leopold Kutscherauer sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder und Josef Legner wurde von der Mitgliederversammlung einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt. Bis zum Jahre 2006 stand er an der Spitze unserer Gemeinschaft und füllte dieses Amt mit viel Freude und Liebe zur Heimat sowie zur großen Zufriedenheit aller Mitglieder und Heimatbotenbezieher aus.
Unermüdlich pflegte Josef Legner den Kontakt zu vielen „Huamatsleit“, organisierte Treffen und sorgte als Zeitzeuge dafür, dass vieles von dem überlieferten Wissen mündlich und auch schriftlich weitergegeben wurde. Gemeinschaft leben und erleben war ihm immer wichtig und so fällt auch die Umbenennung des Vereins von Arbeitsgemeinschaft in Gemeinschaft in seine Amtszeit.
Den Kontakt zur ehemaligen Sprachinsel, seiner Heimat, ließ er nie abreißen und gleichzeitig richtete er zukunftsorientiert den Blick nach vorne.
Ein besonderer Verdienst von Josef Legner war zudem die Erstellung der Gedenktafel auf der Schillerhöhe in Aalen. Aufgrund seiner Überzeugungskraft und der guten Zusammenarbeit mit der Patenstadt Aalen wurde diese als sichtbares Zeichen der Erinnerung errichtet.
Josef Legner war immer liebenswürdig und bescheiden, doch im Hintergrund hielt er alle Zügel fest in der Hand. Es war ihm nichts zu viel, wenn es darum ging, das Kulturgut aus seiner Heimat zu bewahren. Besonders bemerkenswert an ihm war auch, dass er nie ein böses Wort verlor – Anstand und ein harmonisches Miteinander waren ihm immer sehr wichtig und er hat unseren Vereinsleitsatz „Für Frieden, Freiheit und Verständigung“ vorbildlich gelebt.
Im Jahr 2006 legte er sein Amt als erster Vorsitzender nieder und Rosina Reim übernahm diesen Posten. Josef Legner wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt und hat in dieser Funktion weiterhin sein Wissen und sein Herzblut bei den „Wischauern“ eingebracht.
Seit es unser Informations- und Begegnungszentrum in Fachsenfeld gibt, war Josef bei allen Terminen stets dabei - Fachsenfeld wurde wie in zweites zu Hause für ihn. Als einer, der noch zur Erlebnis-Generation gehört, hat er des Öfteren Vorträge gehalten und mit seinen Berichten und Bildern die Erinnerung an die alte Heimat wachgehalten.
Genauso wichtig waren ihm aber auch die Gespräche und geselligen Runden und für uns alle war immer zu spüren, dass sein Herz für die „Wischauer“ schlägt, für die er sich unglaubliche 70 Jahre aktiv eingebracht hat.
Lieber Josef, wir werden Dich schmerzlich vermissen! Du wirst in unserer Gemeinschaft nie mehr die guten Kuchen und Flecken von dahuam loben, Du wirst bei den Damen nie mehr Deinen Charme versprühen – und wir können Dich nichts mehr fragen. Du warst immer unser „lebendiges Heimatlexikon“ - Dein „Lebensbuch“ ist nun leider geschlossen und wir sind sehr, sehr traurig darüber.
Unsere Gemeinschaft verliert mit Josef nicht nur ein langjähriges und treues Mitglied, sondern vor allem einen besonderen und liebenswerten Menschen. Wir nehmen von Dir, lieber Josef, schweren Herzens Abschied und werden Dich immer in unserem Herzen tragen. Ruhe in Frieden!