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Zuckerrübenanbau

Zuckerrübenwagen

Der Zuckerrübenanbau und der geldliche Ertrag davon war früher einmal das Gold der Sprachinselbauern. Der Rübenanbau bedeutete viel schwere Arbeit, aber es lohnte sich, besonders solange es nicht kontingentiert war.

 

Bei einer Landwirtschaft von ungefähr 12 1/2 ha (60-65 Metzen) baute ein Bauer ca. 2 ha (10 Metzen) Zuckerrüben und 2 Metzen Futterrüben an. Im Ganzen waren etwa die Hälfte der ganzen Bauernwirtschaft Rüben. Die Vorfrucht des Rübenfeldes war meistens Weizen. Es konnte auch eine andere Getreideart sein. z.B. Klee oder Kartoffeln. Das abgeerntete Weizenfeld oder auch ein anderes Feld wurde durch Stalldünger sehr gut gedüngt und im Herbst für den Winter 20-30 cm tief gepflügt.

 

Im nächsten Jahr, Mitte April, ist zu allererst das angehende Rübenfeld gestrauft worden. Dafür wurde ein etwa 3 m langes Brett genommen. Zwei Eisenketten wurden um das Brett gelegt und die Pferdewaage festgemacht. Die Pferde wurden vorgespannt, der Fuhrmann stellte sich auf das Brett, und so wurde das ganze Feld abgefahren. Die Ackerschollen wurden auf diese Weise gepresst und zerkleinert.

 

Im zweiten Arbeitsgang kam der Kultivator an die Reihe. Dieser lockerte den Acker gleichmäßig ziemlich tief. Dabei wurde fast das ganze keimende Unkraut vernichtet. Darauf folgte die Egge: Jetzt war der Acker schön sauber und lag eben und gleichmäßig fest da. Die Glattwalze machte den Acker noch fester und feiner. Mit der Sämaschine wurde der Rübensamen, welcher von der Zuckerfabrik geliefert wurde, in den festen Ackerboden eingesät. Bevor noch geeggt wurde, kam der Kunstdünger in großem Maße auf das Feld.

 

In unserem Dorfe gab es einige kombinierte Sämaschinen - nur für den Anbau von Rüben. Diese kombinierten Sämaschinen gaben vor dem Samen den Kunstdünger hinein. Gleich nach dem Kunstdünger kam im Trichter der Rübensamen nach. Die Entfernung der gesäten Rübensamen und des Kunstdüngertrichters war ungefähr 30-40 cm. Bei schönem und trockenem Wetter wurde einige Tagen nach dem Rübensäen mit der schweren, eisernen, dreiteiligen Ringelwalze der Rübenacker nochmals festgemacht. Die Gemeinde hatte vier Ringelwalzen. Jeder Bauer konnte die Walze benützen, sofern sie frei war. Bei günstigem Frühlingswetter waren die Rüben etwa 14 Tage nach dem Säen am Kommen. Diese geradliegenden Rübenreihen mussten gehackt werden und auch das Unkraut wurde entfernt.

 

Mit zwei verbesserten und in der Handhabung sehr erleichterten Arbeitsgängen sind bei uns noch die kleinen Rüben mit dem Kratzl (mit der Hand) kultiviert worden. Später kam das Rübenunterhacken und -vereinzeln dazu. Meistens sind von einer Person drei Rübenzeilen zum Vereinzeln genommen worden. Eine Rübe musste in einer Entfernung von 20-30 cm stehen bleiben. Vor der Schließung der Rübenzeilen wurden nochmals zwei große Rübenkratzl hinter ein Pferd gespannt, welches beide Kratzl zog, damit wurde das Rübenfeld tief und gründlich kultiviert. Die zwei Kratzl bedienten zwei Personen. Viele Bauern hatten einen Kultivator für vier Rübenreihen, welchen ebenfalls ein Ackerpferd inmitten zweier Deichseln zog. Nochmals Kopfkunstdünger und nochmaliges Handhacken mit passenden Hacken schloß die Arbeit mit den Rüben ab.

 

Ende Juli und August, ja oft bis zur Rübenernte im Oktober, wurden die Rüben zur Verbesserung und zur Fütterung der Kühe und des Jungviehs abgeblättert. Teile der äußeren Rübenblätter sind in Handarbeit entfernt und in Bündeln auf ein Strohband gelegt worden. Sie wurden zusammengebunden. Gegen Abend holte der Bauer die Rübenbündel ab und fuhr sie nach Hause. Die Rübenblätter waren eine sehr gute Futterbereicherung.

 

Oft war auch Mohn zwischen den Rüben. Bei der Reife wurde er abgebrochen und getrocknet. Die Mohnkapseln wurden dann gedroschen oder mit dem Brotmesser durchgeschnitten und ausgeklopft. Das letztere war eine langwierige Abendarbeit. Es war aber eine schöne und lustige Abendarbeit, denn es kamen mehrere Mädchen, Schulentlassene bis zur angehenden Hochzeit, im dem Hause zusammen, wo es viele Mohnkapseln gab. Jedes Mädchen bekam eine Strohschüssel und ein Messer, dazu die Mohnkapseln, welche immer wieder ergänzt wurden. Die Arbeit lief gut. Zu den Dorfmädeln kamen fast immer auch die Dorfburschen.

 

Es wurden dann viele schöne und lustige Heimat- und Gassenlieder gesungen, getratscht und dumme, oft auch lustige Streiche unternommen, doch gearbeitet wurde viel. Der Mohn nahm zu. Zum Abschluss gab es Tee mit Rum und guten Kuchen für alle. Oft wurde auch mit leeren Mohnkapseln ein Weg zwischen zwei sich heimlich liebenden Burschen und Mädchen gestreut. Am nächsten Tag gab es in diesem Falle dann im Dorfe viel zu erzählen.

 

(Anton Schickl)